
Stellt sich die Druckindustrie der Herausforderung der Digitalisierung?
Die Druckindustrie stellt sich der Herausforderung der Digitalisierung erfolgreich. Entgegen vieler Prognosen werden Druckerzeugnisse nicht vollständig durch digitale Medien verdrängt. Erfahren Sie mehr über die aktuelle Entwicklung der Printbranche.
Stellt sich die Druckindustrie der Herausforderung der Digitalisierung?
Die Druckindustrie stellt sich der Herausforderung der Digitalisierung erfolgreich, denn die Prognose, wonach Druckerzeugnisse durch digitale Medien verdrängt werden, stellt sich bisher als falsch heraus. Zwar sinken die Auflagen vieler gedruckter Zeitungen und Zeitschriften, aber demgegenüber kommen viele individuelle neue Magazine hinzu. Demnach kann Print sich mit den bewährten Stärken – Haptik, Kontinuität und Präsenz – gegen andere Medien behaupten.
Print bleibt wichtiger Werbeträger
In Deutschland hält Print einen Anteil von ca. 56% (2016) an den Nettowerbeeinnahmen und stellt somit die bedeutendste Medien-Gattung dar, trotz stark wachsender Onlinewerbung-Budgets. Print kann auch, wie bereits im Blog-Beitrag "Wird Print als Werbemedium unterschätzt?" erwähnt, von den Vorteilen aus einer Kombination mit Digital profitieren. Zudem schätzen Kunden immer häufiger individualisierte Produkte, wovon insbesondere der Digitaldruck profitiert.
Digitalisierung als Chance für die Branche
Erweitert man den Blickwinkel der Digitalisierung über Marketingmaßnahmen hinaus, so fällt auch hier auf, dass sich die Druckbranche der Digitalisierung im Sinne von "Industrie 4.0" angenommen hat. Druckdienstleister bieten heute nicht nur ihre Druckprodukte über den klassischen Vertrieb an, sondern stellen diese auch online zur Verfügung.
Onlinedruckereien positionieren sich sehr erfolgreich im Internet und vernetzen ihre Produktion mit den online getätigten Bestellprozessen. Dies trifft für den Bogenoffset, Rollenoffset, Digitaldruck, Siebdruck und Flexodruck zu. Zudem wird das Angebot von Services um die Druckproduktion herum (bspw. durch die Gestaltung und Distribution) ausgeweitet. Man könnte fast behaupten, dass Druckereien sich stellenweise von klassischen Produktionsbetrieben zu Dienstleistungsunternehmen wandeln.
Strukturwandel und Herausforderungen
Nichtsdestotrotz hinterlässt dieser Strukturwandel seine Spuren. Obwohl sich der Umsatz der Druckleistungsbranche in Deutschland seit 2009 zwischen 20 und 21 Milliarden Euro bewegt, sinkt die Anzahl der Druckunternehmen und Mitarbeiter. Dieses angespannte Marktumfeld führt zu einem anhaltenden Preiskampf und hat Konsolidierungen sowie Insolvenzen zur Folge.
Gründe für diese Entwicklung:
- Gesteigerte Produktivität durch Automatisierung
- Zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland
- Sinkende Exportzahlen bei steigenden Importen
- Preisdruck durch Online-Anbieter
So ist beispielsweise der Export von Druckprodukten von 4,49 Mrd. € (2015) auf 4,44 Mrd. € (2016) gesunken, während die Importe überproportional von 2,39 Mrd. € (2015) auf 2,55 Mrd. € (2016) gestiegen sind.
Positive Entwicklungstendenzen
Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass sich die Druckbranche den Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich stellt und der negativen Entwicklung entgegensteuert. So flachen die Trends der negativen Beschäftigten- und Erzeugerpreisentwicklung ganz klar ab. Während die Anzahl in den vergangenen Jahren stets im zweiprozentigen Bereich zurückging, gingen sie 2016 lediglich um ein Prozent zurück.
Erfolgsstrategien der Druckindustrie im digitalen Zeitalter
Die erfolgreichen Akteure der Druckindustrie haben verschiedene Strategien entwickelt, um im digitalen Zeitalter zu bestehen:
- Kombination aus Print und Digital: Crossmediale Lösungen, die das Beste aus beiden Welten vereinen
- Individualisierung und Personalisierung: Nutzung von Digitaldruck für maßgeschneiderte Produkte
- Erweiterung des Serviceportfolios: Angebot zusätzlicher Dienstleistungen rund um die Druckproduktion
- Digitalisierung der Prozesse: Implementierung von Online-Bestellsystemen und automatisierten Workflows
- Spezialisierung: Fokussierung auf Nischenmärkte mit besonderen Anforderungen
Fazit
Die Druckindustrie befindet sich zweifelsohne in einem tiefgreifenden Wandel. Doch entgegen vieler Prognosen ist dieser nicht durch einen vollständigen Verdrängungsprozess geprägt, sondern vielmehr durch eine Transformation und Anpassung an neue Marktbedingungen.
Print behält seine Relevanz in vielen Bereichen und kann durch die Verbindung mit digitalen Medien und Prozessen sogar neue Stärken entwickeln. Die Unternehmen, die diese Herausforderungen als Chance begreifen und aktiv neue Geschäftsmodelle entwickeln, werden auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen können.